Eichwerte aus Hegnabrunn

Deutschlandweit bisher einmalige Forschungsbohrung in Neuenmarkt

23. März 2010 | News | Frankenpost Ressort Kulmbach-Land

(Hegnabrunn) Aus einer kleinen, eher unscheinbaren Baustelle in Hegnabrunn erwarten sich Wissenschaftler wichtige Erkenntnisse zur leichteren Nutzung von Erdwärme weit über die Region hinaus. Am Rande des Neuenmarkter Ortsteils erfolgte gestern im Auftrag des Landesamtes für Umweltschutz (LfU) eine deutschlandweit bisher einmalige Forschungsbohrung.

Zwei Fliegen werden in Hegnabrunn gewissermaßen mit einer Klappe geschlagen. Dort will eine Familie in ihrem Neubau eine Wärmepumpe installieren lassen; dafür ist eine Tiefbohrung zur Erkundung der richtigen Position und Größe notwendig, die von der Kasendorfer Firma Erdwärme Plus durchgeführt wird. In Kooperation mit dem Hofer Landesamt für Umwelt wurde diese Bohrung umfangreich erweitert.

Aus bis zu 70 Metern Tiefe erhalten die Hofer Wissenschaftler Bodenproben und Daten zur Beschaffenheit des Gesteins, dem Wasserhaushalt, der Leitfähigkeit und vielem mehr. "Wir erwarten uns von den Untersuchungen präzisere Vorhersagen, wie viel Erdwärme ein Grundstück liefern kann", so der LfU-Geologe Marcellus Schulze. 

Bisher müssen sich Hausherren und die Installationsfirmen bei ihrer Planung meist auf Pauschalwerte aus Labormessungen oder Literatur verlassen, wenn sie zum Beispiel die notwendige Größe von Erdwärmesonden festlegen wollen. In Hegnabrunn werden diese Werte mit den realen Gegebenheiten abgeglichen. Und sollen so erstmals "Eichwerte" ergeben, die auch in anderen Regionen eingesetzt werden können. Über ein neues Informationssystem will der Freistaat generell den Einsatz von Erdwärme zur Kühlung oder Heizung leichter machen. In den nächsten fünf Jahren soll flächendeckend untersucht werden, wo die so genannte oberflächennahe Geothermie nutzbar ist oder möglicherweise mit Einschränkungen gerechnet werden muss. 

Das Online-Informationssytem findet man im Internet unter LfU im Bereich Geologie, Fachinformationen, Geothermie. Neuenmarkts Bürgermeister Siegfried Decker sieht in der Forschungsbohrung eine direkte praktische Bedeutung für die Kommune: "Die Untersuchungsergebnisse helfen sicherlich auch anderen, die Wärmepumpen nutzen wollen. Als Gemeinde können wir uns beispielsweise vorstellen, unsere Schule im Rahmen einer energetischen Sanierung auf diese Technik umzustellen."